Drucken

Grußwort zum Jahreswechsel

Liebe Schwestern und Brüder,

Eigentlich empfinde ich nichts.

Wenn ich so an das neue Jahr denke, wenn ich so an Sylvester denke, dann spüre ich nichts. Keine besondere Freude die aufkommen will. Es ist zum verrückt werden. Alle freuen sich doch an Sylvester auf das neue Jahr. Alle feiern und lassen es sich gut gehen, treffen Freunde, gehen in die Kirche und sind ganz aus dem Häuschen. Ich spüre nix. Jedenfalls nix besonderes. Nichts was nicht an jedem anderen Tag ganz genau so wäre. Sylvester und Neujahr haben ihren Glanz für mich total verloren. Da ist nix an dem Datum was Grund gibt zu feiern. Alles willkürlich, alles menschengemacht. Auf ein Datum folgt ein anderes. Nix neues.

Warum dann der ganze Aufwand?

Keine Ahnung. Muss ich denn auf alles eine Antwort haben, muss immer meine Antwort richtig sein? Was nützt es. Wiederum nix. Nichts. Auch ohne mich würde es ein neues Jahr geben und wieder und wieder und wieder eins, wie es sie auf dieser Welt schon seit unzählig langen Zeiten gibt.

Nur Windhauch sind die Menschen, nur Trug die Menschenkinder. Sie schnellen empor auf der Waage, leichter als Windhauch sind sie alle. Ps 62, 10

Tatsächlich. Windhauch scheint so ein Menschenleben zu sein. Nix extremes. Vielmehr etwas zartes, unfassbares. Wer kann schon von sich behaupten, einen Windhauch halten zu können? Behaupten, behaupten. Ja. Behaupten tun wir Menschen viel. Glauben viel zu wissen, nerven damit uns und andere. Was nützt es. Nix.

Da dachte ich mir: Was den Ungebildeten trifft, trifft also auch mich. Warum bin ich dann über die Maßen gebildet? Und ich überlegte mir, dass auch das Windhauch ist. Koh 2, 15

Was wird das neue Jahr so alles bringen? Keine Ahnung. Viel Spekulation. Was wird aus Angela Merkel? Was wird aus Annegret Kramp-Karrenbauer und all den anderen Politiker? Was werden Trump und Putin und all die, die etwas zu sagen haben, an Überraschungen aus ihren Hüten zaubern? Was nützt es? Nix.

Die Volksmenge nimmt kein Ende, gleichgültig, wer an ihre Spitze getreten ist. Im Übrigen werden die Späteren auch mit ihm nicht zufrieden sein. Denn auch das ist Windhauch und Luftgespinst. Koh 4,16

Ja was denn nun? So kann das hier doch nicht weiter gehen. Da wird mir ganz anders. Ich werde am Ende noch traurig. Nein, das wäre nix. Aha, da lese ich etwas Interessantes.

Mit einer Frau, die du liebst, genieß das Leben alle Tage deines Lebens voll Windhauch, die er dir unter der Sonne geschenkt hat, alle deine Tage voll Windhauch! Denn das ist dein Anteil am Leben und an dem Besitz, für den du dich unter der Sonne anstrengst. Koh 9,9

Das klingt gut. Mit einem lieben Menschen das Leben genießen. Das klingt schon beinahe zu einfach um wahr zu sein. Vielleicht aber ein guter Vorsatz für das neue Jahr. Gelassener werden. Nicht versuchen wollen den Windhauch einzutüten, sondern Lebensfreude ausprobieren. Menschen gern haben. Vielleicht neue Menschen treffen, offen sein. Und zulassen, dass ich gar nicht so wichtig bin, sondern geliebt. Von Gott geliebt. Fertig aus, Amen.

Ein neues Gebot gebe ich euch: Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben. Joh 13, 34

Ihr Pastor
Patrik Krutten