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Grußwort im Juni

Kääh Ahnung?
Kääh Durschblick?
Kääh Problem!

Liebe Schwestern und Brüder,

es naht das hochheilige Pfingstfest und so manch ein Pfarrer befragt die Gemeinde, „was feiern wir da eigentlich“? Und was denken sie, was es da an Antworten gibt. So einiges, aber ganz oft höre ich eben, kääh Ahnung, kääh Durschblick und ooh geh fort. Im ersten Moment, schluckt man da als Priester. Denkt man aber genauer darüber nach und nimmt auch mal ein gutes theologisches Buch zur Hand (wer wirklich waghalsig ist, kann auch gerne zwei oder mehrere zur Hand nehmen), dann stellt man plötzlich fest, dass diese Antworten genau die richtigen sind. Papst Benedikt XVI. schrieb einmal, als er noch Kardinal Ratzinger war, die Frage nach dem Bescheidwissenwollen hinsichtlich der göttlichen Dreifaltigkeit führt uns zu dem Punkt, an dem wir sagen müssen, dass nur das demütige Geständnis des Nichtwissens wahres Wissen und nur das staunende Verbleiben vor dem unfassbaren Geheimnis rechtes Bekenntnis zu Gott sein kann. Liebe ist immer Mysterium: mehr als man berechnen und nachrechnend begreifen kann. Die Liebe selbst – der ungeschaffene, ewige Gott – muss daher im höchsten Maß Geheimnis: das Mysterium selber sein (J. Ratzinger: Einführung in das Christentum, 2005, ff).

Folglich ist die Antwort kääh Ahnung, oder kääh Durschblick kein Grund zur Verzweiflung, sondern im Tiefsten die Verneigung vor eben jenem Geheimnis. Aber unser menschliches Denken muss seinem Auftrag treu bleiben und es immer weiter versuchen, das Geheimnis zu ergründen. Also gilt ab hier die Ausrede kääh Ahnung, kääh Durschblick nicht mehr. Natürlich ist es schwierig und anstrengend dem Geheimnis der Dreifaltigkeit Gottes nachzudenken. Aber es ist eben nicht unmöglich, denn Gott offenbart sich uns. Er will es, dass wir hinter sein Geheimnis blicken und hinter dem Schleier des Mysteriums, den relationalen Gott erkennen. Gott ist Beziehung, wir erfahren aus der Schrift, dass er Vater, Sohn und Heiliger Geist ist. Ein Gott in drei Personen. Wahnsinn.

Einerseits nennt Jesus Gott seinen Vater, er spricht zu ihm, er betet zum Vater. Er macht sicherlich in diesem Reden zum Vater keine Theatershow, und daraus ergibt sich, dass er also ein anderer sein muss als Gott Vater. Andererseits ist er aber auch selbst die wirkliche, uns begegnende Nähe Gottes, er selbst ist Gott als Mensch in Menschengestalt. Er ist der Emmanuel, der Gott mit uns. In Jesus begegnet mir Gott nicht als Vater, sondern als Sohn und als mein Bruder, also einer Zweiheit in Gott, Gott als Ich und Du in einem. Weiter weg könnte Gott von uns Menschen heute gar nicht mehr sein, wäre da nicht die dritte göttlich Person, der Heilige Geist. Er ist die Anwesenheit Gottes in uns, in unserer Innerlichkeit. Und wiederum spüren wir, dass dieser Geist weder mit dem Vater noch mit dem Sohn einfach identisch ist und doch auch nicht ein Drittes zwischen Gott und uns, sondern eben die Weise ist, wie Gott selbst sich einem jeden von uns gibt, sodass er im Menschen und mitten im Insein doch unendlich über ihm ist.

An Pfingsten feiern wir das Ende der fünfzigtägigen Osterzeit, wir feiern den Geist, der den Menschen zu glauben ermutigt. Er hilft uns, an den auferstandenen Herrn zu glauben und uns im Glauben zu bewähren, er hilft uns in unserem Leben, er ist der Anwalt an unserer Seite. Pfingsten tritt oft hinter Weihnachten und Ostern zurück, da die heilsgesschichtlichen Ereignisse dieser Feste leichter zu ergreifen sind, dennoch darf Pfingsten nicht hinter diese Feste zurücktreten, begleitet uns doch der Heilige Geist durch unser Leben. Frühere Generationen feierten die Ausgießung des Heiligen Geistes durch herablassen einer Taube in der Kirche, als sichtbares Zeichen dessen, was im Gottesdienst gefeiert wird. Das Innere mancher Kirchen wie Häuser wurde dazu auch mit grünen Birkenzweigen geschmückt. Gerne sind sie eingeladen, dies auch zu tun.

Am Pfingstwochenende feiern wir in Merchweiler das Sakrament der Firmung. Unser Weihbischof Brahm wird in zwei Gottesdiensten den Heiligen Geist bitten, auf die Jugendlichen herab zu kommen und in ihren Herzen zu wohnen, ihnen die Gnade zu schenken, im Glauben wachsen zu dürfen und unmittelbar mit Gott verbunden zu sein. Allen Firmlingen meine herzlichsten Glückwünsche auch im Namen des gesamten Teams an haupt- und ehrenamtlich Tätigen unserer Pfarreiengemeinschaft.

Der Geist, den Gott euch gegeben hat, ist ja nicht ein Sklavengeist, sodass ihr wie früher in Angst leben müsstet. Es ist der Geist, den ihr als seine Söhne und Töchter habt. Von diesem Geist erfüllt rufen wir zu Gott: »Abba! Vater!« So macht sein Geist uns im Innersten gewiss, dass wir Kinder Gottes sind. Wenn wir aber Kinder sind, dann sind wir auch Erben, und das heißt: wir bekommen teil am unvergänglichen Leben des Vaters, genauso wie Christus und zusammen mit ihm. Wie wir mit Christus leiden, sollen wir auch seine Herrlichkeit mit ihm teilen. Röm 8, 15-17

Herzliche Grüße

Ihr Pastor Patrik Krutten