Hirtenbrief zur österlichen Bußzeit 2016
Barmherzig wie der Vater
Liebe Schwestern und Brüder im Bistum Trier,
wieder bereiten wir uns vierzig Tage auf Ostern vor. Zugleich stehen wir im Heiligen Jahr der Barmherzigkeit, das Papst Franziskus ausgerufen hat. Die Barmherzigkeit ist uns aus den biblischen Lesungen und der Feier der Liturgie wohl vertraut. Vielleicht haben wir das Wort schon so oft gehört, dass wir es eher überhören. Und wenn wir es recht bedenken, dann hat dieser Begriff – zumindest in unserem Kulturkreis – nicht nur einen positiven Klang: Er klingt wie aus einer anderen Zeit, und er wird verdächtigt, gönnerhaft daherzukommen, von oben herabzuschauen. Noch schwerer aber wiegt der Verdacht, Barmherzigkeit sei letztlich ein billiger Ersatz für die Gerechtigkeit, die den Menschen zusteht. Würden sich die Verantwortlichen nur entschiedener für Recht und Gerechtigkeit einsetzen, dann würde Barmherzigkeit überflüssig, so denken viele. Kann man also unter ein solch schillerndes Wort ein Heiliges Jahr stellen und davon eine Erneuerung des christlichen Lebens erwarten?
Die Erfahrung der Bibel: Barmherzigkeit, ein Name Gottes